Mit dem Inkrafttreten des EU GMP Annex 1 („Herstellung steriler Arzneimittel“) stehen Pharmaunternehmen vor neuen Herausforderungen. Diese betreffen insbesondere die Fill-and-Finish-Prozesse, also die Abfüllung und Endbearbeitung von Arzneimitteln. Der Annex 1 stellt erweiterte Anforderungen an den Betrieb sowohl bestehender als auch neuer Anlagen. Unser Experte Ralf Wagner, Sales Director für die DACH-Region, Portugal und Spanien bei Optima Pharma, erläutert die Auswirkungen auf das Rüsten der Anlage und die Batch-Vorbereitung und präsentiert passende Lösungsvorschläge.
Gemäß Annex 1 ist es entscheidend, den direkten Kontakt der Handschuhe mit produktberührendem Material zu vermeiden (§5.5, §4.11). Dies gilt insbesondere z.B. für das Handling der Füllnadeln. Optima bietet dafür automatisierte oder teilautomatisierte Lösungen im Isolator an, um die aseptische Handhabung der Füllpfadkomponenten Annex-1-konform zu gestalten. Eine alternative Methode besteht beispielsweise in der manuellen Installation von Füllnadeln mithilfe von Clip-Holdern, die als Handling-Vorrichtungen dienen. Dadurch kann der Bediener die Füllnadeln manuell positionieren, ohne diese direkt zu berühren.
Rotationskolbenpumpen, die direkten Produktkontakt aufweisen, müssen gemäß den Anforderungen des Annex 1 autoklaviert oder einem CIP/SIP-Prozess (Cleaning in Place / Sterilization in Place) unterzogen werden. Um eine Annex 1 konforme Montage der Pumpen zu ermöglichen, wurden entsprechende Montagehilfen entwickelt. Die Pumpen werden zunächst autoklaviert und dann mit Unterstützung dieser Hilfen montiert, ohne dass der Bediener produktberührende Teile mit Handschuhen berühren muss. RTP-Ports spielen ebenfalls eine wichtige Rolle beim Transfer von Equipment und Materialien in die Grade A-Anlagenzone. Hier bietet Optima zwei Lösungen: eine manuelle und eine motorisierte, vollautomatische Variante zum Öffnen der Ports von außen. Dadurch kann ein manuelles Handling mit Handschuhen vermieden werden. Beide Varianten wurden bereits erfolgreich in verschiedenen Anlagen installiert.
Eine weitere Herausforderung stellt die sterile Einbringung von Sortiertöpfen dar, die für die Zuführung von Stopfen und Verschlüssen in die Füll- und Verschließanlagen verwendet werden. Annex 1 verlangt eine Sterilisation dieser Komponenten. Optima hat hierzu ein Handling-System entwickelt, welches speziell bei Hochgeschwindigkeitsanlagen mit relativ großen und schweren Sortiertöpfen zum Einsatz kommt. Das Handling-System transportiert den Sortiertopf ergonomisch und kontaminationsarm in die Anlage. Dadurch reduziert sich das Kontaminationsrisiko erheblich und verbessert gleichzeitig die Arbeitsergonomie.
Ein weiterer kritischer Punkt in der Batchvorbereitung ist die Kalibrierung der Wägezellen. Bislang mussten Messgewichte manuell über Handschuheingriffe auf den Wägezellen platziert werden. Eine neue, automatisierte Lösung übernimmt diese Aufgabe und es entfallen mit dem neuen System zahlreiche Handschuheingriffe insbesondere bei Hochgeschwindigkeitsanlagen. Diese Lösung wurde in Anlehnung an die Anforderungen des Annex 1 entwickelt und minimiert das Kontaminationsrisiko während der Kalibrierung.