Thomas Braun war über 40 Jahre für Optima tätig, zuletzt als Group Leader Engineering bei Optima Nonwovens. Im Interview berichtet er über seine Erfahrungen.
Thomas Braun: Da gab es viele. In den Anfängen war ich für Abfüllwaagen zuständig, später kamen Projekte mit Verpackungsmaschinen hinzu. Der größte Meilenstein war wohl ein Großprojekt in den 1990er Jahren: Da haben wir weltweit eine neue Windelverpackungsmaschinengeneration ausgeliefert – geplant waren 160 Anlagen, am Ende wurden es über 200. Ein Mammutprojekt, das Optima Nonwovens geprägt hat.
Auch die technischen Umstellungen in den vier Jahrzehnten waren enorm. Von rein mechanischen Maschinen mit Kurvenscheiben ging die Entwicklung hin zu Systemen mit elektronischen Steuerungen und Servoantrieben. Heute spielt Software eine zentrale Rolle, und Robotertechnologie ist nicht mehr wegzudenken. Intelligente Überwachungssysteme, wie Wärmebildkameras mit Infrarottechnik zur Schweißnahtkontrolle, haben die Qualitätssicherung revolutioniert.
Thomas Braun: Nein, eher im Gegenteil. Die neuen Technologien haben zwar viel verändert, aber sie brauchen immer noch den Menschen, besonders in der Entwicklung und im Betrieb der Maschinen. So haben beispielsweise Kamerasysteme mit künstlicher Intelligenz für die Qualitätssicherung Schwächen gezeigt, weil der Betreiber der Produktionslinien die Lernphase der KI nicht mit hochqualifiziertem Bedienpersonal durchgeführt hat. Da waren menschliche Eingriffe und Erfahrungswissen unumgänglich. Es braucht also immer eine Mischung aus menschlicher Intelligenz, unterstützt durch maschinelle Präzision und künstlicher Intelligenz.
Die Automatisierung an den Produktionslinien muss das Ziel verfolgen, das Bedienpersonal von Routinetätigkeiten zu entlasten, damit die Arbeit weiterhin abwechslungsreich bleibt. Wir arbeiten daher weiter daran, sich wiederholende Tätigkeiten durch maschinelle Lösungen, beispielsweise Cobots (kollaborierende Roboter), zu ersetzen.
Thomas Braun: Nachhaltigkeit wird immer wichtiger, aber es gibt noch viele Hürden. Zum Beispiel wird für Papierverpackungen frischer, lang fasriger Zellstoff benötigt. Recyceltes Papier hat nicht die erforderliche Festigkeit. Daher ist für einen sofortigen Umstieg auf Papierverpackungen nicht genügend Rohstoff (Holz) verfügbar, was sich auch auf die Kosten auswirkt. Die Feuchtigkeitsbeständigkeit stellt ebenfalls eine Herausforderung dar, an der aktuell noch gearbeitet wird. Heute ist die Papierverpackung in der Hygieneindustrie eine Nischenlösung. Der Marktanteil wird aber sicher in Zukunft wachsen.
Wir arbeiten auch mit recyceltem Material, wie Post-Consumer-PE, das z. B. aus PE- Verpackungen aus dem „gelben Sack“ gewonnen wird. Die Qualität dieses Materials ist nicht immer konstant. Daher forschen wir an Lösungen, um trotz schwankender Materialqualität einen stabilen Verpackungsprozess sicherzustellen.
Thomas Braun: Es gibt zwei Typen von Kunden: Die einen kaufen Standardmaschinen, die einfach laufen sollen.
Die anderen bevorzugen Maschinen mit maßgeschneiderten Prozessabläufen. Diese anspruchsvollen Kunden arbeiten eng mit uns zusammen, um gemeinsam neue Lösungen zu entwickeln. Diese Innovationsprojekte sind anspruchsvoll, bringen uns aber technisch enorm weiter. Mit diesen Kunden arbeiten wir auf Augenhöhe – das ist spannend und das macht besonders viel Spaß.